Ich sag es mal so: Das Liedgut in einem Stadion ist vielfältig. Es gibt alte Lieder/Schlachtrufe und neue Lieder/Schlachtrufe. Jeder dürfte da so seinen persönlichen Favoriten haben.
Bin da eher der Typ "Schlachtruf" der Marke KURZ-PRÄGNANT-LAUT. Wenn es dann doch singen sein muss, bin ich eher Fan der älteren Lieder, von den neuen Sachen gibt es aber schon ein, zwei Lieder, die ich direkt mit unseren Fans in Verbindung bringe.
Persönlich gehen mir die meisten langen "Ultra-Lieder" nicht ab, die ausdauernd und monoton über Minuten das ein und selbe Theme singen. Da kommt für mich nicht das support-feeling für die Mannschaft auf, da diese Lieder oft auch nicht Bezug auf die aktuellen Geschehnisse nehmen und meist eine "drückende Stimmung" vermitteln.
Jetzt kommt mein großes ABER: Ich finde unsere Ultras machen schon seit längerem ordentlich Lärm und gerade diese Saison gab es zwei, drei Spiele, wo ich dann auch ehrlich den Hut ziehe. Und ich hab selber drei, vier Jahre auf dem Zaun gestanden. Zudem finde ich, dass die Jungs einen guten Kompromiss zwischen ihrem Ultra-Ding und Old-School-Support haben und wir was den Support angeht echt eine gute Mischung haben.
Was immer ein Problem ist: Wer das "Sagen" im Block hat! Hier sollten "Gelegenheits-Supporter" (also Leute, die vielleicht immer im Stadion sind, aber eben beim Support eher selten ihre Stimme erheben) akzeptieren, dass es viele Menschen gibt, die sich jedes Spiel bei Wind und Wetter daheim wie auswärts über 90 Minuten dahin stellen und anfeuern. Und dann sollte man sich dumme & überhebliche Kommentare echt sparen...ich hab jedenfalls großen Respekt vor unseren Capos und dem Stimmungsblock.
Wenn ich aber unseren Ultras Tipps auf den Weg geben müsste:
- Die Ultras (bzw. die Capos) sollten öfters mal den Blick auf die Leute außerhalb des harten Kerns werfen. Mancher Fan stimmt einfach aus der Emotion heraus was an und meint es nicht böse. Wenn man da ein Lied oder Schlachtruf aufgreifen kann, freut es die "Anstimmer", mehr Leute machen mit und vielleicht kommen so ein paar Stimmen allgemein dazu - wohlwissend, das man es nicht ausarten lassen kann, weil sonst jeder macht was er will und es am Ende gar keinen gemeinsamen Support gibt.
- Traditionen und Grundlagen: Für "Gelegenheits-Supporter" ist es einfacher mitzumachen, wenn sie wissen, was sie erwartet. Das wäre das Einklatschen zum Eckball / Freistoß, der bestimmte Schlachtruf nach einem Torabschluss, ein bestimmtes Lied kurz vor Anpfiff, ...Das nimmt dann auch die Tribüne mit oder Leute die eher ein paar Meter weg vom Fanblock stehen. Deswegen mach ich das "Einstimmen" vor dem Spiel, um einen Ablauf zu schaffen, dass die Leute, die nicht gerade zum harten Supporter-Kern gehören, auch ein wenig motiviert auf das Spiel sind. Entspannt zurücklegen kann man sich auch im Kino.
- Macht so weiter wie bisher, ihr seid auf einem geilen Weg
Noch eine letzte Anmerkung: Es ist immer einfach, über den Capo zu meckern. Wer nicht selbst auf dem Zaun gestanden hat, sollte wissen, dass das eigentlich nur Vergnügungssteuerpflichtig ist, wenn der ganze Block mitmacht bzw. alle beim Support mitziehen. Zumindest mir ging es so. Die meiste Zeit war man bemüht, die Leute auch bei Rückstand zu motivieren, bei 30 Grad das nächste Lied zu singen oder im Winter die Hände aus den Jackentaschen zu bewegen. Und sich da oben hin zu stellen, muss man auch wollen - und können! Von daher - und die brauchen sicherlich nicht meinen Fürspruch - sollte man hier den Einsatz den die Jungs auf dem Zaun geben, auch respektieren!